1.Folge:

Handlung in der Küche. Küchenzeile + offene Küche und großer Esstisch, rechteckig, Sitzordnung: Lange Seite Philippa und Hannah, gegenüber Mona und Nelly, rechts von Philippa sitzt Lisa ihr gegenüber sitzt Jennifer.

Handlung: Lisa, Philippa, Hannah und Jennifer leben seit 4 Wochen in der WG und haben sich etwas eingelebt. Am gestrigen Tag sind Mona und Nelly dazu gekommen. Am späten Nachmittag wollte die Psychologin Frau Cornelia Westermann-Hagen zu ihnen kommen und alles mit den 6 Mädchen besprechen. Sie kommt jede Woche uns bespricht alles mit den Kindern.

Szene 1: Montag Morgen um 6.45 Uhr in der Küche der WG-Gruppe

Jennifer kommt als erste Person in die Küche und ärgert sich über die Menge an Gläsern und ein paar Teller, die nicht weggestellt wurden bzw. Nicht abgewaschen wurden. Sie kann sich über Unordnung sehr aufregen. Sie muss sich immer um alles kümmern.

Jennifer ärgerlich: „Was ist das denn schon wieder für ein Müll. Sind die denn nicht in der Lage, ihr schmutziges Geschirr selbst wegzuräumen. Ich bin doch nicht die Putze vom Dienst. Die ticken doch nicht ganz richtig. Immer muss ich denen hinterher räumen. Das kann doch wirklich nicht sein“.

Jennifer lässt Wasser in die Spüle ein, gibt Spülmittel hinzu und legt die Gläser hinein. Dann nimmt sie das schmutzige Geschirr und legt dieses lautstark in die Spülmaschine.

Philippe kommt in die Küche, laut gähnend setzt sie sich an den Frühstückstisch.

Philippa: „Warum ist denn der Tisch noch nicht gedeckt. Ich muss gleich zur Schule“

Jennifer dreht sich zu ihr um.

Jennifer: „Frau Prinzessin, ich hatte noch keine Zeit den Tisch zu decken, ich war noch damit beschäftigt den Saustall aufzuräumen“.

Philippa: „Na dann beeil dich mal. Ich habe Hunger“.

Philippa nahm einen Bleistift und malte in ihrem Heftchen.

Jennifer: „Sag mal, irgendwie spinnst du wohl total. Wenn Du Hunger hast, dann deck doch du den Tisch. Ich räume hier jeden Tag hinter euch auf. Glaubst du das macht mir Spaß?“

Philippa malt weiter und sagt: „Keine Ahnung. Wenn du keine Lust dazu hast, dann lass es doch.“

Jennifer: „ Wenn ich nicht hinterher bin, dann würde das Haus schnell verkommen. Ohne mich seid ihr doch total aufgeschmissen. Besonders du…“

Philippa schaut auf: „Was soll dass heißen!“.

Jennifer: „Das soll heißen, dass du die größte Schlampe von allen bist. Du kümmerst dich um nichts. Kommst deinen Pflichten nicht nach und hinterlässt überall nur Schmutz und Chaos.“

Philippa steht langsam auf: „Wen nennst Du hier. Schlampe! Dir haben sie wohl ins Gehirn geschissen. Ich kümmere mich doch nicht um deine bescheuerten Richtlinien. Das ist doch totaler Scheiß. Du bist doch nur neidisch, weil ich anders bin und nicht so ein biederer Dorftrampel, wie du.“

Jennifer: „Dorftrampel?, hast du sie noch alle. Ich bin hier die älteste und habe die Pflicht, mich um alles zu kümmern. Wenn ich nicht wäre, würde alles zusammen brechen. Du bist doch nur hier, weil Lisa auch hier ist. Alleine hätten sie dich doch gar nicht an diesem Projekt teilnehmen lassen. Du bist doch eine verrückte und durchgeknallte-Tussi.“

Philippa geht wütend auf Jennifer los und schreit: „Du hinterfotzige Schnepfe“.

In diesem Moment kommt Lisa in die Küche und geht zwischen die beiden Mädchen.

Lisa: „Was ist denn hier schon wieder los. Müsst ihr eigentlich schon morgens streiten.“

Jennifer: „Deine Schwester ist ne Psychotante. Mit der kann man doch nicht normal reden.“

Philippa: „Die hat mich doch provoziert. Sie hat mich Schlampe genannt.“

Lisa zu Jennifer gewandt: „Hast du das wirklich gesagt?“.

Jennifer: „Das ist sie doch. Seit 4 Wochen leben wir hier zusammen und sie hat bisher nicht einen Finger krumm gemacht. Noch nicht einmal den Müll hat sie raus gebracht. Stattdessen macht sie alles schmutzig, räumt nichts weg und das Klo ist auch verdreckt, wenn sie drauf war. Das ist doch nicht normal.“

Philippa: „Siehst du, sie gibt es sogar zu. Die ist doch nicht normal und von der muss ich mich beleidigen lassen? Neeee.“

Lisa: „Sie ist sicherlich nicht die sauberste aber so darfst du sie nicht nennen.“

Philippa: „fällst du mir jetzt in den Rücken!“

Lisa: „Auch du musst dich hier an deine Pflichten halten. Du kannst hier nicht den Dicken machen, sonst sind wir hier schneller weg als uns lieb ist. Oder willst du wieder zurück.

ICH NICHT! „

Lisa zeigt mit der Hand auf sich.

Philippa will etwas sagen aber besinnt sich und hält den Mund.

Jennifer: „Du musst das klären, Lisa, es ist deine Schwester aber ich habe wirklich keinen Bock mehr, den Müll von den anderen wegzuräumen. Ich habe besseres zu tun. „

Lisa: „Schon gut. Ich werde mich um Philippa kümmern. Jetzt gib Ruhe. Wir müssen morgens nicht schon streiten. Okay?“

Jennifer: „Ich sage es dir ja nur im Guten. Heute Abend kommt Frau Westermann-Hagen. Du weißt wie pingelig die ist. Das Thema hatten wir doch schon mal und ich lasse mir hier nicht alles kaputt machen, nur weil deine Schwester verrückt spielt.“

Lisa: „Du weißt genau, dass das nicht mehr vorkommen wird. Also hör auf und gib endlich Ruhe. Damit machst du es auch nicht besser.“

Philippa sitzt wieder am Tisch und malt.

Philippa: „Gibt es jetzt endlich mal Frühstück.“

In dem Moment kommen Hannah, Mona und Nelly herein.

Hannah stellt sich ans Fenster und schaut hinaus.

Jennifer: „Guten Morgen Mona und Nelly. Na, habt ihr gut geschlafen.“

Nelly: „Na ja, geht so. Aber die Schlafsäcke sind immer noch besser als die harte Strasse.“

Lisa und Jennifer schauen sich an.

Jennifer: „Setzt euch doch. Lisa und ich machen heut mal Frühstück. Ab morgen gibt es dann einen neuen Plan. Dann müsst ihr auch mithelfen. Aber das ist ja klar.“

Nelly und Mona schauen sich an und verdrehen die Augen. Sie setzen sich an den Tisch.

Lisa: „Setzt euch gegenüber von Philippa an die Stirnseite. Die anderen Plätze sind unsere“.

Nelly und Mona setzen sich hin. Philippa malt weiter. Hannah schaut aus dem Fenster.

Lisa und Jennifer holen Teller, Besteck, Brot und Aufschnitt und stellen alles auf den Tisch. Dann setzen sie sich ebenfalls an den Tisch.

Sie beginnen schweigsam zu essen.

Lisa:“ Philippa, nun leg endlich den Block weg und iß etwas. Wir müssen gleich los. Vergiss nicht Dein Pausenbrot.“

Philippa knurrt nur etwas und lässt den Block auf den Boden fallen.

Jennifer: „Hannah, nun setz dich doch auch endlich. Auch du musst gleich in die Schule. Du solltest auch etwas essen.“

Hannah bleibt am Fenster stehen und schien nichts gehört zu haben.

Nelly: „Ist die taub? Gestern hat die doch auch nichts gesagt.“.

Philippa: „Die ist nicht taub sondern verrückt. So wie wir alle.“

Damit verzog sie ihr Gesicht zu einer ekelhaften Grimasse.

Lisa: “Lass das. Erschrecke nicht die beiden kleinen”.

Nelly: “Wen meinst du denn mit klein”.

Jennifer: “Na, ihr seid ja hier die jüngsten und das könnt ihr ja nicht leugnen.”

Nelly: “Ich weiss sowieso nicht, was wir hier sollen. Draussen war es echt cool, oder Mona?”

Mona: “Ja cool”. Dabei nickte sie.

Philippa: “Super nachgeäfft.”

Lisa strafte sie mit einem ernsten Blick.

Jennifer: “Kommt räumt eure Teller ab. Der Bus kommt gleich. Wir dürfen ihn nicht verpassen.”

Philippa: “Wäre doch toll”.

Lisa: “Hör auf, Philippa und beeil dich”.

Die fünf standen auf und legten ihr Geschirr in die Spülmaschine und gingen aus der Küche.

Hannah dreht sich um. Sie geht an den Kühlschrank, nahm sich eine Bifi und einen Trinkjoghurt und ging ebenfalls aus der Küche.

 

Szene 2: Montag Nachmittag um 15.00 Uhr in der Küche der WG-Gruppe

Mona und Nelly stürmen in die Küche.

Nelly: „Scheiße noch mal habe ich jetzt Durst. Was gibt’s zu trinken.“

Mona: „Cola scheinen die nicht zu haben.“

Nelly: „Echte Ökotanten hier. Das kann ja heiter werden.“

Mona: „Na ja. Die sind auch nicht zum Spaß hier. Weißt du warum die hier sind.“

Nelly: „Nöh, keine Ahnung. Ist mir auch egal. Jennifer scheint sich hier als Big Boss aufzuspielen. Die kann ich jetzt schon nicht leiden.“

Mona: „Diese Philippa scheint irgendwie unheimlich zu sein. Meinst du nicht auch.“

Nelly: „Die ist nicht unheimlich sondern verrückt. Die hat doch nen totalen Knall. Hast du gesehen, was die immer so malt. Das sind doch nur Fratzen.“

Mona: „Ja, richtig gruselig. Und diese Hannah redet nicht oder hast du sie mal reden gehört.“

Nelly: „Nöh, hab ich auch nicht. Das ist schon eine echt merkwürdige Gruppe hier. Nur Spinner und Verrückte.“

Mona: „Meinst du, dass wir hier lange bleiben müssen?“

Nelly: „Ich bleibe so lange, wie ich… es möchte und nicht wie die es vorhaben.“

Mona: „okay“

Hannah kommt in die Küche und stellt sich wieder ans Fenster.

Mona und Nelly schauen sich an.

Nelly: „Sag mal, bist du taub oder willste nicht sprechen.“

Stille

Nelly: „Hey, bist du immer so zickig.“

Immer noch stille

Nelly stupst Hannah an der Schulter an.

Keine Regung von Hannah.

Nelly wiederholt das anstupsen.

Mona: „Lass sie doch, wenn sie nicht reden will.“

Nelly: „Die ist doch nur arrogant. Ich will, dass sie was sagt.“

Jetzt stupst Nelly Hannah ein drittes Mal an. Dieses Mal etwas härter, so dass Hannah mit dem Kopf leicht gegen die Scheibe prallt. Hannah dreht sich zu Nelly und Mona.

Nelly: „Na, lebst ja doch noch.“

Hannah schaut die beiden ausdruckslos an. Als ob sie gar nicht vorhanden wären.

Nelly winkt mit der Hand vor Hannahs Augen.

Keine Regung.

Nelly zu Mona gewandt: „Die ist nicht nur taub sondern auch total blöd. Was passiert wohl, wenn ich ihr ein Glas Wasser über den Kopf gieße.“

Mona: „Lass sie doch einfach in Ruhe. Sie tut uns doch nichts.“

Nelly: „Na und. Ist mir doch egal.“

Mona: „Aber mir nicht.“

Nelly: „Willst du etwa Ärger mit mir haben.“

In diesem Augenblick betreten Lisa, Jennifer und Philippa die Küche. Philippa legt demonstrativ ihre Tasche auf den Tisch, setzt sich auf ihren Stuhl, holt ihren Block und Bleistift heraus und malt.

Jennifer: „So, Leute, wie sieht es denn mit euren Hausaufgaben aus. Habt ihr die schon erledigt oder sind noch welche offen.“

Nelly: „Ich kann ja mal eben schauen, ob die sich schon gemacht haben.“

Jennifer: „ha ha. Was für ein toller Witz.“

Lisa: „Meine sind erledigt und die von Philippa auch. Die haben wir heute in der Freistunde gemacht.“

Jennifer: Und du Hannah. Sind deine Hausaufgaben erledigt.“

Hannah ging zu ihrer Tasche, nahm ein Heft heraus und legte dieses vor Jennifer. Jennifer blätterte darin und sah die vollständigen Hausaufgaben.

Jennifer: „So, und nun zu euch beiden Komikerinnen. Was ist mit euren Hausaufgaben?“

Nelly: „Die kannste vergessen. Wir machen so einen Scheiß nicht.“

Jennifer: „Das sehe ich anders. Ihr habt die Aufgaben, die euch hier gestellt werden zu erfüllen. Ansonsten ist diese WG für euch gestorben. Das wisst ihr doch.“

Nelly: „Und wenn schon. Das ist sowieso nichts für uns. Dann hauen wir wieder ab. Auch gut.“

Lisa: „Sag mal Mona, kannst Du eigentlich auch reden?“

Nelly: „Natürlich kann sie reden. Was ist denn das für eine Frage.“

Lisa: “Ich habe Mona gefragt und nicht dich. Also halt mal Deine Klappe.”

Nelly: “Ich halte meine Klappe, wann ich will.”

Mona: “Ich kann reden.”

Philippa: “Halleluja”

Lisa: “Was sagst du dazu. Möchtest du wieder dorthin zurück, wo sie Euch aufgegabelt haben oder möchtest du hier bleiben.”

Mona schaut Nelly an und sagt: “Ich weiss noch nicht aber vielleicht versuche ich es mal hier.”

Nelly: “Du willst hier bei den Spießern bleiben?”

Mona: “Hier habe ich wenigstens ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen.”

Nelly: “Aber wir waren frei.”

Lisa: “Auf der Straße zu leben bedeutet nicht frei zu sein. Das ist total falsch. Es bedeutet arm und verlassen zu sein.”

Nelly: “Ihr seid doch nur neidisch auf uns. Das ist alles. Merkst du das Mona. Die haben keine Ahnung von unserem geilen Leben.”

Mona schüttelt nur den Kopf.

Nelly: “Komm, wir verpissen uns hier. Das war es für uns.”

Sie geht zwei Meter. Mona bleibt stehen.

Mona: “Ich bleibe hier.”

Nelly bleibt stehen und dreht sich um.

Nelly: “Das ist jetzt nicht Dein Ernst. Du willst auch so eine beschissene Spießerin werden.”

Mona: “Es tut mir leid. Ich will einfach nicht immer frieren.”

Nelly: “Wir suchen uns einen tollen Unterschlupf, der warm und schön ist. Du wirst sehen. Das schaffen wir zusammen.”

Mona: “Das hast du schon mal gesagt. Wir kommen draussen nicht alleine zurecht.”

Nelly: “Aber hier findest du es besser!”

Mona: “Ich will es wenigstens versuchen. Es ist hier besser als bei uns früher und auch besser als draussen auf der Straße. Bleib hier und versuche es auch.”

Nelly: “Das kannst Du vergessen.”

Mona: “Bitte, tu es für mich.”

Lisa: “Versuche es wenigstens für eine Woche. Wenn es nicht klappt, dann kannst du ja immer noch gehen.”

Philippa: “Ja, zu deiner Assi-Familie oder ins Heim. Sehr spannend.”

Lisa: “Philippa, halt die Klappe.”

Nelly: “Ihr könnt mich alle mal.”

Nelly verlässt wütend die Küche und das Haus. Sie hören noch die Tür zuknallen.

Philippa: “Die sind wir los.”

Jennifer: “Mona, du hast die richtige Entscheidung getroffen.”

Mona: “Ich weiss nicht. Nelly ist meine beste Freundin.”

Jennifer: “Das bleibt sie ja auch aber das da draussen ist kein Leben. Das hat keine Zukunft. Glaub mir.”

Mona verlässt enttäuscht und traurig die Küche.

Hannah verlässt ebenfalls die Küche.

Lisa: “Sie ist ziemlich geknickt, wegen Nelly.”

Jennifer: “Ja, das kann ich verstehen. Die beiden sind gut befreundet.”

Philippa: “Ist doch gut, dass die Assi-Tussi weg ist. Die hat doch nur gemeckert. Die passt hier nicht rein.”

Jennifer: “Aber du passt hier rein, was?”

Lisa: “Jetzt hört mit der Zickerei auf. Es ist für uns alle nicht leicht. Jeder hat seine Vorgeschichte und das sollten wir respektieren.”

Philippa: “Wir haben keine Schuld, dass wir hier gelandet sind. Die anderen sind doch selbst schuld. Also worauf soll ich Rücksicht nehmen.”

Jennifer: “Du bist doch völlig verblödet. Ich bin schuld, dass ich hier bin. Du hast doch keine Ahnung, warum ich hier bin.”

Philippa: “Ich kann es mir schon denken, deine Eltern konnten deine ewigen Nörgeleien und Putzfimmel nicht mehr ertragen und haben sich ein Flugticket nach wer weiss wohin gekauft, damit sie deine Fresse nicht mehr sehen mussten.”

Jennifer wurde erst rot dann kalkweiß. Ein paar Tränen kamen aus ihren Augen und liefen über ihre Wangen, dann lief sie aus der Küche.

Lisa: “Na, das hast du ja mal wieder toll hinbekommen. Kannst Du sie nicht endlich mal in Ruhe lassen, musst du sie immer beleidigen.”

Philippa: “Madame Oberschlaumeier fängt doch immer an. Ausserdem nervt sie gewaltig. Wenn die weg ist, wäre es richtig cool.”

Lisa: “Wenn Jennifer nicht hier wäre, dann gäbe es diese WG gar nicht erst. Sie ist die älteste und hat sich für diese WG eingesetzt. Ohne ihre Ordnung und auch manche Zurechtweisung würde es hier gar nicht funktionieren. Wir würden alle im Chaos versinken.”

Philippa: “So schlimm würde es schon nicht werden. Sicherlich hat sie einiges für die WG getan aber das gibt ihr nicht das Recht, so mit mir umzugehen.”

Lisa: “An Deiner Stelle würde ich den Ball mal ganz flach halten. Du weisst, was sie vor einer Woche für dich getan hat.”

Philippa: “Das Du schon wieder damit anfangen musst. Das erzählst du mir jetzt jeden Tag. Ich habe mich dafür entschuldigt. Damit hat es sich doch.”

Lisa: “Damit hat es sich nicht. Du hast einen sehr schlechten Eindruck auf Frau Westermann-Hagen gemacht. Das hat sie sich natürlich sofort notiert und wird sie sich auch merken.”

Philippa: “So wild war es nun auch wieder nicht. Diese Psychotante hatte doch selbst schuld. Was quatscht sie mich auch so dumm von der Seite an. Und dieser Doppelname. Kann die sich nicht entscheiden, wie sie heissen will. Die hat doch nen Knall.”

Lisa: “Ich finde sie auch nicht wirklich prickelnd. Aber wir müssen uns mit der gut stellen. Das weisst du genau. Daher bitte ich Dich nicht wieder auszuflippen oder sie mit ner Gabel zu bedrohen. Okay?”

Philippa: “Ja… In Ordnung. Ich werde mich bemühen. Aber die soll sich einfach zurück halten.”

Lisa: “Nein, du musst dich zurück halten. Sie sitzt am längeren Hebel. Merk Dir das. Kühl dich vorher ab.”

Philippa: “Abkühlen, womit?”

Lisa: “Ist mir egal. Von mir aus kannst Du Dir einen Eimer Wasser über den Kopf gießen. Hauptsache du wirkst entspannt.”

Philippa nickte zustimmend und gemeinsam verließen sie die Küche.

 

Szene 3: Montag Abend um 18.30 Uhr in der Küche der WG-Gruppe

Jennifer betritt die Küche und deckt den Esstisch mit kleinen Tellern für Gebäck und stellt Gläser und Kaffeetassen hin. Sie dekoriert den Tisch zu guter Letzt noch etwas.

Lisa kommt hinzu.

Lisa: „Na, hast du alles schön vorbereitet.“

Jennifer: „Was meinst du, fehlt noch etwas. Es soll alles sehr schön und harmonisch werden.“

Lisa: „Es sieht super aus. Mach dir keine Sorgen. Es wird auch super werden. Philippa wird sich auch gut verhalten. Sie hat es versprochen.“

Jennifer: „Na hoffentlich. Wenn Sie heute wieder ausflippt, dann halte ich nicht mehr meinen Kopf für sie hin. Dann ist endgültig Feierabend.“

Lisa: „Das weiß sie genau. Sie meint es doch eigentlich nicht so. Sie ist nur etwas temperamentvoll.“

Jennifer: „Das ist mir egal. Sie muss endlich lernen sich unter Kontrolle zu haben.“

Es klingelte an der Haustür. Es war soweit. Frau Cornelia Westermann-Hagen war angekommen.

Jennifer lief aus der Küche um der Psychologin die Haustür zu öffnen. Lisa hörte sie nachdem sie eingetreten war, miteinander reden. Als erstes würde sie die Zimmer kontrollieren. Das konnte jetzt noch einige Minuten dauern bis sie als letztes in die Küche kam und sich mit allen unterhalten würde. Nach 15 Minuten kamen Frau Westermann-Hagen, Jennifer, Hannah und Mona in die Küche. Philippa fehlte. Auch Lisa begrüßte Frau Westermann-Hagen.

Westermann-Hagen: „Hallo Lisa, schön Dich wieder zu sehen. Ich hoffe, es geht Dir gut.“

Lisa: „Hallo Frau Westermann-Hagen. Vielen Dank. Es geht mir sehr gut. Alles bestens.“

Westermann-Hagen: „Das freut mich sehr. Wo ist denn Philippa. Sie war eben doch noch da. Kommt sie etwa nicht.“

Lisa: „Doch doch. Sie kommt gleich.“

Im nächsten Moment kam Philippa mit einer großen Schüssel Wasser in die Küche. Sie setzte sich auf ihren Stuhl stellte die Schüssel daneben auf den Boden, zog sich die Schuhe und Strümpfe aus und stellte ihre Füße in die Schüssel. Dabei atmete sie laut aus.

Westermann-Hagen: „Was soll das denn sein, Philippa.“

Philippa: „Ich habe gehört, dass mit kaltem Wasser besser kommuniziert werden könnte. Das wollte ich mal ausprobieren.“

Westermann-Hagen: „Aha. Also ein kleines Experiment. Na, da bin ich ja mal gespannt.“

Jennifer: „Wollen wir uns nicht alle setzen. Ich habe auch Kaffee gekocht. Darf ich Ihnen eine Tasse einschenken.“

Westermann-Hagen: Ja, gerne Jennifer. Das ist sehr nett von Dir.

Philippa: „Ich nehme ein Glas Wasser“. Sie grinste dabei.

Lisa und Mona schenken sich ein Glas Saft ein.

Westermann-Hagen: „Ich bin ja heute wieder einmal gekommen, um mit Euch die Woche zu besprechen. Wie geht es Euch und was habt Ihr so erlebt.“

Sie holte einen großen Block und zwei Kugelschreiber heraus und nahm einen zur Hand und begann zu schreiben.

Jennifer: „Die Woche war sehr interessant und harmonisch. Wir haben uns toll verstanden. Gestern kamen ja noch Mona und Nelly zu uns. Aber Nelly ist heute Nachmittag wieder gegangen. Leider. Wir haben alle versucht sie zum Bleiben zu überreden aber sie wollte wirklich nicht.“

Westermann-Hagen: „Ja, davon hörte ich schon. Aber darauf komme ich gleich zu sprechen. Du sagst also Jennifer, dass alles in Ordnung ist und Du dich hier sehr wohl fühlst?“

Jennifer: „Aber natürlich. Es ist super hier und wir verstehen uns alle immer besser.“

Jennifer machte eine Handbewegung in die Runde.

Frau Westermann-Hagen schrieb einiges in ihren Block.

Westermann-Hagen: „Und du Lisa, wie gefällt Dir die WG?“

Lisa: „Ich finde sie auch sehr gut. Philippa und ich können hier in einer netten Gruppe leben und wir können uns gegenseitig unterstützen. Das ist wirklich sehr schön.“

Westermann-Hagen: „In Ordnung. Und du Philippa. Was denkst du über die WG.“

Philippa: „Alles gut und easy. So langsam fange ich an Geschmack an dieser Sache zu finden. Jetzt kann ich wenigstens den Leuten besser auf den Geist gehen. Sie können ja nicht mehr so weit weg, wie vorher.“ Sie grinst dabei.

Lisa: „Sie macht immer ihre Späße. Sie kennen Sie ja schon. Sie findet es natürlich auch ganz gut und sie wird immer entspannter und ruhiger. Nicht wahr Jennifer.“

Jennifer: „Genau. Es ist wirklich viel netter geworden. Nicht das es nicht nett gewesen wäre aber jetzt ist es noch netter..äh..besser geworden.“

Westermann-Hagen: „Aha. Das hört sich doch gut an und Du Mona. Du bist jetzt seit gestern hier. Wie gefällt es Dir. Auch wenn es noch sehr früh ist, um eine Meinung abzugeben, hast Du doch sicherlich schon ein Gefühl bekommen. Sag mal, was meinst Du zu der WG.“

Alle schauen jetzt Mona an.

Mona sagte zögernd: „Alle sind ganz nett zu mir und ich fühle mich hier wohl. Glaube ich.“

Westermann-Hagen: „Was heißt glaubst Du. Du musst doch wissen, ob Du dich wohl fühlst oder nicht. Also was ist es denn nun.“

Jennifer: „Sie fühlt sich natürlich wohl, nicht Mona.“

Mona: „Jaaa. Ich fühle mich wohl.“

Westermann-Hagen: „Aha. Dann ist es ja gut. Hannah was sagst Du zu allem.“

Hannah saß schweigend am Tisch. Sie hatte sich einen Keks genommen und knabberte daran.

Jennifer: „Sie redet immer noch nicht. Aber sie hat gestern sogar gelächelt. Ich denke, Sie macht hier wirklich Fortschritte.“

Westermann-Hagen: „Ob Hannah hier Fortschritte macht oder nicht, kann nur ich beurteilen. Bitte halte Dich mit solchen Aussagen zurück, Kindchen.“

Philippa: „Das Wasser ist, glaube ich nicht kalt genug. Hätte jemand noch einen Schuss Eiswasser für mich?“

Lisa: „Das Wasser muss reichen.“

Westermann-Hagen: „Wenn Du zu kaltes Wasser für Dein Experiment benutzt, dann könntest Du Dir eine Erkältung holen. Sei bitte etwas vorsichtig.“

Philippa: „Ich werde mir das merken.“

Westermann-Hagen: „Ich notiere also, dass Hannah immer noch kein Wort gesprochen hat. Ich muss überlegen, ob diese WG wirklich das richtige für sie ist.“

Jennifer: „Vielleicht sollten Sie noch einmal darüber nachdenken. Sie ist hier gut aufgehoben. Schaden kann es ihr ja nicht. Warten Sie doch noch 4 Wochen. Dann können Sie es ja immer noch abbrechen.“

Frau Westermann-Hagen überlegte einen Moment.

Westermann-Hagen: „Ich denke nicht, dass sich noch etwas an Ihrem Benehmen ändern wird aber die Eltern legen so viel Hoffnung in dieses Projekt, dass ich sie jetzt noch nicht enttäuschen möchte. Aber am Ende wird sich wohl nichts ändern. Lassen wir es erst einmal dabei.“

Jennifer atmete erleichtert auf.

Jennifer: „Super. Das wird schon werden.“

Philippa: „Wer noch an Wunder glaubt ist seelig.“

Jennifer: „Dann haben wir doch schon einmal alles nett besprochen, Frau Westermann-Hagen. Darf ich Ihnen noch Kaffee nachschenken.

Westermann-Hagen: „Ja, Jennifer, das kannst Du gerne. Er ist sehr gut. Aber alles besprochen kann ich nun wirklich nicht sagen. Jetzt würde ich gerne jeden einzelnen noch einmal kurz sprechen wollen.“

Jennifer wurde etwas blass.

Jennifer: „Aber das haben Sie doch noch nie gemacht. Bisher haben Sie uns immer gemeinsam befragt.“

Westermann-Hagen: „Das ist richtig. Aber ich habe das Gefühl, dass Ihr mir mehr erzählt, wenn wir nur zu zweit sprechen. Ich möchte doch nur genau erfahren, was Euch bewegt und wie Ihr mit dieser Situation zurecht kommt. Ihr wisst ja, dass es ein neues Projekt ist und es auf keinen Fall etwas passieren darf, das sich negativ auswirken kann. Wie Ihr wisst, habe ich das Projekt ins Leben gerufen und wollte Euch damit helfen, einen guten Start ins Leben zu finden. Ich meine es ja immer nur gut mit Euch, Kindern.“

Philippa: „Meine Füße lösen sich gerade auf.“

Jennifer: „Ja, wir finden das auch alles super von Ihnen. Gerne sprechen wir dann noch einzeln mit Ihnen. Wollen wir anfangen?“

Westermann-Hagen: „Gerne, dann geht doch bitte alle nach draußen und ich rufe Euch dann nacheinander auf.“

Jedes der Mädchen spricht dann nacheinander mit der Psychologin. Man kann sie sehen aber nicht hören.

Als alle durch sind, sitzen sie wieder gemeinsam in der Küche beisammen.

Westermann-Hagen: „Es war doch sehr interessant, was ich erfahren habe. Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit, Kinder.“

Jennifer: „Auch wir empfanden die Einzelgespräche als sehr schön. Wir freuen uns doch jedes Mal darauf, wenn Sie zu uns kommen.“

Westermann-Hagen: „Ach, Jennifer, das hast Du aber schön gesagt. Jetzt wollte ich Euch noch etwas mitteilen. Das Nelly heute Nachmittag verschwunden ist, war mir nicht bekannt und habe es erst erfahren, als sie von der Polizei aufgegriffen wurde, kurz bevor ich hierher kam. Sie wird jetzt wieder zurück in diese WG gebracht. Nächstes Mal möchte ich unterrichtet werden, falls jemand den Wunsch haben sollte, aus dieser WG zu verschwinden. Damit wir uns richtig verstehen. Sollte jemand diese WG ohne meine Erlaubnis verlassen, so würde ich das Projekt beenden. Es liegt in Eurem Interesse, wie es weitergehen soll.“

Lisa: „Aber wenn jemand von uns verrückt spielt und einfach abhaut, können Sie doch nicht die anderen dafür bestrafen.“

Westermann-Hagen: „Kindchen, das ist keine Bestrafung. Ihr müsst lernen aufeinander zu achten und miteinander klar zu kommen. Je früher Ihr das lernt desto erwachsener werdet Ihr.“

Jennifer: „Aber wir können doch nicht in die Köpfe der anderen schauen. Wenn Hannah einfach wegläuft, dann ist das doch nicht unsere Schuld. Die spricht doch nicht mal mit uns.“

Westermann-Hagen: „Dann müsst Ihr versuchen, das zu ändern. Es liegt an Euch. Ganz alleine an Euch.“

Frau Westermann-Hagen stand auf und bedankte sich für den Kaffee. Wünschte allen einen schönen Abend und Jennifer führte sie hinaus zur Haustür. Danach kam Jennifer in die Küche zurück.

Lisa: „Die hat sie doch nicht mehr alle. Die kann uns doch nicht für die Fehler der anderen zur Verantwortung ziehen.“

Philippa: „Die alte ist eine verlogene Ziege. Die will sich doch nur mit dieser WG ein Denkmal setzen.“

Jennifer: „Na und. Was macht das schon. Wir spielen einfach Ihr Spielchen mit. Hier haben wir ein gutes Leben und einige Freiheiten, die wir vorher nicht hatten. Ich bin der Meinung, dass wir mit der Psychologin eine bessere Möglichkeit haben.“

Philippa: „Du willst also Ihr perverses Spielchen mitmachen. Du bist wirklich krank. Das ist doch echter Scheiß.“

Lisa: „Philippa hat Recht. Wir sollten uns beschweren. Wir haben so doch kaum eine Chance, das wirklich durch zuziehen. Wenn sich eine von uns nur etwas daneben benimmt, dann sind wir geliefert.“

Jennifer: „Dann müssen wir eben aufpassen, dass sich keiner daneben benimmt.“

Philippa: „Und was ist mit der Stummen. Wie wollen wir mit der klar kommen. Die sagt ja noch nicht einmal etwas.“

Jennifer: Mona und Hannah schlafen in einem Zimmer. Dann muss Mona eben auf sie achten, so lange sie hier im Haus ist.“

Mona: „Spinnst Du, wie soll ich das denn machen. Soll ich ihr auch auf die Toilette folgen.“

Lisa: „Mona hat Recht, das kannst Du nicht von ihr verlangen. Wir müssen uns aufteilen und jeder muss sich um sie kümmern. In der Schule ist Philippa zuständig. Ihr geht ja in die gleiche Klasse.“

Philippa: „Ich weiß nicht, ob das klappt. Die sitzt ganz alleine. Niemand spricht mit ihr. Sie spricht ja selbst nicht.“

Jennifer: „Wir müssen das jetzt schaffen, sonst ist die WG am Ende und ich will hier bleiben. Verstanden.“

Es klingelt an der Haustür. Bis auf Hannah gehen alle an die Haustür.

Zusammen mit Nelly kamen sie zurück.

Jennifer: „Na, haben Dich die Polizisten geschnappt.“

Nelly: „Die Scheißbullen haben nichts besseres zu tun als mich in ihren Scheiß Wagen zu werfen und mich wieder hierher zu bringen.“

Mona: „Ich bin froh, dass Du wieder da bist.“

Nelly: „Ich nicht. Ich haue hier gleich wieder ab.“

Jennifer: „Das wirst Du schön sein lassen. Frau Westermann-Hagen hat uns gerade besucht und uns mitgeteilt, dass wenn eine von uns abhauen sollte, sie diese ganze WG auflösen würde und wir wieder zurück müssten.“

Nelly: „Ist doch cool. Das will ich doch. Dann kommst Du wieder mit, Mona.“

Lisa: „Du verstehst das wohl nicht ganz. Wir wollen nicht zurück und lassen uns von so einer kleinen Nervensäge, wie Du es bist bestimmt nicht unser Leben versauen. Damit das klar ist.“

Nelly: „Du hast mir gar nichts zu sagen.“

Mona: „Nelly, Sie haben Recht. Frau Westermann-Hagen hat uns klar mitgeteilt, dass wenn einer Mist baut, alle anderen darunter leiden müssen. Das will ich nicht.“

Nelly: „Wer ist denn überhaupt diese Westermann-Hagen.“

Philippa: „Ne bekloppte Psychotante mit einer degenerierten Hirnanhangdrüse.“

Lisa: „Manchmal kann ich Dich wirklich gern haben, Philippa.“

Philippa grinst: „Sag ich doch.“

Mona: „Nelly, bitte hör auf mich, wenn Dir unsere Freundschaft wirklich wichtig ist. Lass es uns wenigstens einmal eine Woche versuchen, danach sprechen wir noch einmal über alles. Bitte…“

Lisa: „Du solltest auf Mona hören. Sie meint es wirklich nur gut.“

Nelly überlegt etwas.

Nelly: „Okay, eine Woche aber nicht einen Tag länger.“

Mona ist erleichtert. Auch die anderen atmen erleichtert auf. Selbst Hannah schien entspannter zu wirken.

Mona: „Danke Nelly. Du wirst es nicht bereuen.“

Philippa: „Bereuen werden wir sicherlich vieles aber lasst uns jetzt Fernsehen. Es beginnt gerade meine Lieblingsserie.“

Jennifer: „Was für eine verrückte Gruppe. Ich hoffe, ich überlebe das.“

Lisa: „Du schaffst das schon.“

Damit verließen Sie die Küche.

Ende Folge 1